May 04, 2021
Corona hat zu einem Boom bei Partnerbörsen geführt. Viele probieren mal eine neue App aus oder haben sich sogar zum ersten Mal angemeldet. Zwar muss man sich gerade vielleicht mit einer Thermoskanne draußen treffen, aber traditionelle Wege des „offline“ Datings zum Beispiel in Kneipen oder auf Parties bleiben gerade außen vor.
Online Dating hat das Kennenlernen revolutioniert. Selbst jüngere Generationen, die eigentlich noch viel direkten Zugang haben zum gewählten Geschlecht (Studium, Ausbildung etc.), nutzen viel und gerne diesen Weg. Man könnte sagen, die Globalisierung hat auch in diesem Lebensbereich Einzug gehalten. Man könnte theoretisch sogar jemanden in New York kennen lernen.
Das ist alles wunderbar, aber es hat auch seine Tücken. Online Dating ist nämlich - in weiten Teilen - ein Frauen-Markt.
Als noch jeder in seinem kleinen Dorf lebte früher und es vielleicht zehn heiratswillige Menschen in einem solchen Dorf gab, da wurden diese Menschen halt irgendwie mit dem Ehe-Konstrukt zusammen geführt. Man muss und konnte auch nicht vergleichen, was keineswegs schlecht sein muss. Zuviel Vergleich stresst uns oft und führt nicht immer zu besseren Entscheidungen. Die Ehe hat dazu geführt, dass auch viele ihren Partner bekamen.
Ich denke die meisten Menschen auf Online Börsen (zumindest in der ersten Lebenshälfte) kennen nun aber das Problem: Die Männer schreiben sich die Finger wund bzw. liken einfach die meisten Profile, welche überhaupt einigermaßen in Frage kommen. Die meisten Frauen sind gefrustet von einer gefüllten Inbox mit immer den gleichen kurzen Nachrichten wie „hi!“. Die Fülle an Angeboten führt dazu, dass manche Frau sehr „picky“, anspruchsvoll werden und nur die (vermeintlich) tollsten Männer haben wollen. Toll heißt dabei physisch attraktiv - mehr hat man ja nicht wirklich zum Auswählen. Viele Frauen brauchen nur ein paar Likes vergeben, und haben dann mehr als genug Matches.
In einer kleinen Studie auf Tinder kam heraus, dass Männer bis über 100 Likes vergeben müssen, um eine Match zu haben. Die durchschnittliche Frau hier hat nur etwa jeden 10. Mann geliked und trotzdem viel mehr Matches. Insgesamt führt dies dazu, dass rund 80% der Frauen um die (vermeintlich) 20% attraktivsten Männern kämpfen, und umgekehrt 80% der Männer um 20% der Frauen. Dies könnte vielleicht auch die sinkende Bindungsbereitschaft erklären. Wenn 20% der Männer von 80% der Frauen gewollt werden, ist der Wunsch nach Bindung vielleicht nicht ganz so ausgeprägt. Und andersrum sieht es vielleicht aus Sicht der Frauen ähnlich aus bei den 80% Männern die übrig bleiben.
Faszinierenderweise zeigt sich das gleiche Bild in einem ganz anderen Bereich: Der moderne Mensch stammt zu genetisch 65% von Frauen ab und nur zu etwa 35% von Männern. Was sich erstmal etwas widersinnig anhört bedeutet nur, dass offenbar in präkulturellen Zeiten sich nur ein Drittel der Männer erfolgreich fortgepflanzt hat.
Das hört sich jetzt für die Männer erstmal nicht so positiv an. Tatsächlich gibt es bereits vor allem in den USA Bewegungen von frustrierten Männern, die ihre eigenen Wege gehen.
Die gute Nachricht ist aber auch, dass Männern heute viele Informationen zur Verfügung stehen, und manchmal schon kleine Veränderungen im Verhalten und im mindset den Dating Erfolg deutlichst verbessern können. Außerdem scheinen sich die Verhältnisse in der zweiten Lebenshälfte etwas einfacher für Männer darzustellen.
Ich sage immer gerne: Die Frau sucht aus, und der Mann macht die Dates. Dieses Spiel kann einem gefallen oder auch nicht. Aber ich halte es für den schlaueren Weg, dieses Spiel einfach mitzuspielen und für sich den besten Weg darin zu finden. Dagegen anzurennen oder diese Dinge zu ignorieren scheint mir ein Rezept für viel Frustration zu sein.
Es wird spannend sein zu beobachten, wie es weiter geht mit unserem Liebesleben, wenn sich unsere althergebrachte Beziehungskonstrukte wie die Ehe zum Beispiel immer mehr auflösen.
Die Datingkurse können eine Unterstützung beim Online Dating als auch im realen Leben sein:
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