May 10, 2021
Diese Frage stellen sich bestimmt ganz viele Menschen, und vor allem die Zuschauer meines YouTube Kanals bzw. die Nutzer meiner Kurse. Ich glaube, die Frage ist sehr wichtig, aber eigentlich ist sie falsch gestellt. Ich würde die Frage gerne mal so formulieren: Warum fällt uns jetzt auf, dass wir so viel in toxischen Beziehungen sind oder waren? Womöglich schon über Jahrhunderte?
Es ist ein bisschen so wie mit einer heftigen Erkältung (kein Corona;-) ) und Fieber. Das Fieber ist in aller Regel nicht das Problem, sondern einfach die reinigende Reaktion des Körpers auf eine Erkrankung. Genauso scheint es mir mit toxischen Beziehungen zu sein. Die Schieflage in der Beziehungen gab es oft schon lange. Manchmal in EINER langen Beziehung, manchmal ein Muster über viele Beziehungen, was man einfach noch nicht erkannt hat.
„Crash” toxische Beziehung oder die toxische Zuspitzung in einer langen Beziehung ist dann einfach ein so starker Impuls, dass man ihn einfach nicht mehr übersehen kann. Es ist der Ruf nach neuen Beziehungen, der uns dann erreicht, unsere Seele möchte uns weiter tragen von diesen alten Täter-Opfer Beziehungen.
Es ist ähnlich wie bei Suchtthemen. Es reicht oft nicht zu wissen, dass einem etwas nicht gut tut. Meistens muss man mal einmal richtig aufprallen, bevor man seine bisherigen Handlungsweisen so wirklich in Frage stellt.
Wenn man dieser Argumentation mal folgt, dann kann mal darüber nachdenken, ob es in vorangegangenen Generationen denn wohl auch so viele giftige Kontakte gab. Spoiler: Es gab wohl noch viel mehr als heute.
Wenn ich mal meinen Eltern zugehört habe, was sie aus ihrer Kindheit oder der Kindheit meiner Großeltern erzählt haben, dann war das Leben nicht nur viel rauer. In den Familien passierten einfach viel mehr krasse Sachen und es gab kein Internet in dem man recherchieren konnte oder eine Beratungsstelle um die Ecke. Die klinische Psychologie im engeren Sinne gibt es kaum viel länger.
Das sollte man übrigens auch bedenken, bevor man seine Erzeuger an den Pranger stellt für alles, was in der Kindheit suboptimal gelaufen ist. (Die Kindheit unserer Kinder verlief übrigens auch nicht so golden wie man denkt - in jungen Generationen gibt es viel Depression und Verzweiflung am Leben).
Ich würde sagen, heutzutage schauen wir viel genauer hin. Eines der Kernkonzepte meiner „Umprogrammierung des Liebeschips” ist die Trennungskompetenz. Also die emotionale Fähigkeit zu gehen, wenn haarsträubende Dinge passieren. Diese Kompetenz war einem früher leider wenig hilfreich, wenn es gesellschaftlich oder wirtschaftlich einfach nicht die Möglichkeit gab, zu gehen. Da sollten wir echt dankbar sein, dass wir so weit schon gekommen sind.
Sicherlich wird der Begriff toxische Beziehungen inzwischen etwas viel genutzt, insbesondere wenn er benutzt wird, um mit dem Finger auf andere zu zeigen. Wenn aber dafür genutzt wird, dass wir erkennen, dass wir schon seit Ewigkeiten Beziehungen zu sehr auf Macht/Ohnmachtsstrukturen und das Ego aufgebaut haben, dann ist das eine gute Sache. Und erst wenn wir die Distanz und das Bewusstsein haben für diese Strukturen (vor allem auch in uns selber), dann kann Verbesserung geschehen. Erst auf einer persönlichen Ebene, und dann aber natürlich auch immer mehr auf einer gesellschaftlichen Ebene. Und das wären doch wirklich gute Nachrichten, oder?!
Zur Umprogrammierung des Liebeschips empfehle ich die Module 1 und 2:
https://www.liebeschip.de/store/cexFkMDW