Oct 14, 2020
Ausmustern, aufräumen, aufblühen.
Im besten Fall ist das die Reihenfolge, wenn wir uns von alten Mustern lösen wollen.
Doch was meine ich mit Muster? Als Paartherapeut liegt mein Augenmerk natürlich vor allem auf denen, die in Beziehungen wirken oder auf denen, die eine erfüllte Beziehung verhindern.
Ein aus der Kindheit ins Erwachsenenleben mitgebrachtes Muster kann bspw. emotionale Distanz sein. War meine Mutter emotional nicht verfügbar, ist mir dieses Gefühl der emotionalen Ablehnung vertraut und so suche ich nach eben einem solchen Partner. Selbstverständlich mache ich dies unterbewusst, was die Krux an der Sache ist.
Hatte mein Vater ein Problem mit Alkohol oder war schnell aufbrausend, gehören Menschen mit ähnlichen Themen zu meinem Beuteschema. Dass mir solche Partner nicht guttun, ist zweitrangig. Denn das Gefühl der Vertrautheit wiegt viel schwerer.
War einer unserer Bezugspersonen in der frühen Kindheit kontrollsüchtig, finden wir diesen Zwang z.B. in unserem Chef, Arbeits- oder Vereinskollegen wieder.
Eine andere Variante ist, dass wir die Muster unserer Eltern und Verwandten eins zu eins übernehmen. Das kann der Putzzwang der Mutter, die Hundephobie des Vaters, das eher uncharmante Frauenbild des Opas oder die Höhenangst der Oma sein.
Oft sind wir so sehr mit unseren Mustern verwoben, dass wir kaum noch zwischen ihnen uns unserem wahren Ich unterscheiden können. Allerdings hat sich das Schicksal, das Leben, Gott, das Universum oder an was auch immer wir glauben, eine kleine Hilfestellung überlegt. Er/sie/es schickt uns immer wieder Menschen, die uns auf unsere Muster aufmerksam machen. Ganz nach dem Motto: wie innen, so außen.
Na, bist du schon am Nachdenken? Halten doch mal für 60 Sekunden inne und überlege, ob dir ‘zufälligerweise‘ in einem Bereich deines Lebens immer und immer wieder die gleiche ‘Art‘ Mensch begegnet.
Diese dienen als eine Art Spiegel. Schimpfen wir jedoch nur auf unser Gegenüber, verpassen wir eine tolle Gelegenheit, um hinter unsere (Muster-) Fassade zu blicken. Schauen wir aber hin, fragen uns, was genau es ist, das uns stört, warum uns dies oder jenes ärgert oder warum uns immer wieder Menschen mit einer ganz speziellen Charaktereigenschaft begegnen, können wir Schritt für Schritt unsere Muster erkennen. Und wenn wir wollen sogar auflösen.
Warum wir das tun sollten? Jeder von uns hat sein ganz eigenes Potential, welches es auszuleben gilt. Das kann bspw. ein Talent oder gar eine Gabe sein.
Diese können wir jedoch nur leben, wenn wir auf die Stimme in uns hören, die uns sagt, was uns glücklich macht, was uns erfüllt, bei was unser Herz aufblüht.
Bestimmen unsere Muster jedoch unser Leben, fehlt uns der Mut und wichtige Kapazitäten, um unsere Bestimmung zu leben.
Eine Beziehung, die uns erfüllen würde, in der wir aufblühen und wachsen könnten, bleibt uns vielleicht verwehrt, weil wir uns lieber an die Partner halten, die emotional so abweisend sind wie unsere Eltern.
Oder unsere Berufung bleibt unentdeckt, weil unsere Muster gleichzeitig unsere Grenzen darstellen. Grenzen, die aber gar nicht unserer sind. Grenzen, die uns davon abhalten, in vollem Glanz zu erstrahlen und unser Potential auszuschöpfen. Doch ich glaube, dass wir genau deshalb auf dieser Erde sind. Denn nur wenn wir selbst inneren Frieden, Glück, Freude, Liebe und Erfüllung leben, können wir gute Partner, Freunde, Eltern, Kinder, Arbeitskollegen und gleichzeitig Vorbilder sein. Ganz ohne Muster und Maske.