Dec 02, 2020
Keine Dreiecke! Vermutlich gibt es keinen Satz, den ich in meiner Arbeit öfter sage. Würde nur dieser eine Ratschlag von allen befolgt werden, hätten meine Kollegen und ich deutlich weniger zu tun.
Spreche ich von Dreiecken, geht es um Beziehungskonstellationen, die aus drei Personen bestehen. Das klassischste Dreieck besteht aus einem Paar und einer weiteren Person, die mit einem der beiden Partner ein Verhältnis anfängt.
Um es anschaulicher zu machen, nehmen wir für dieses Beispiel Tom, Maria und Lisa. Tom und Maria sind seit 5 Jahren ein Paar. Bei einer Kneipentour lernt Tom Lisa kennen. Beide waren sich auf Anhieb sympathisch und haben sich den ganzen Abend unterhalten.
Tom hat Lisa auch direkt von seiner Freundin Maria erzählt, und dass die Beziehung eigentlich gar keine mehr sei. Die beiden würden kaum noch Gespräche miteinander führen, die Partnerschaft gliche einer Freundschaft und Sex gäbe es seit langem nicht mehr.
Lisa findet Tom total klasse und ist von seiner Offenheit geschmeichelt. Sie kennen sich erst seit ein paar Stunden und schon erzählt er ihr solch intime Dinge.
Als sich der Abend dem Ende neigt, tauschen die beiden ihre Nummern aus. Am nächsten Tag kontaktiert Tom Lisa und fragt sie nach einem Treffen. Diese ist hin und her gerissen, hat Tom doch eine Freundin. Aber auf der anderen Seite ist er tot unglücklich und sie könnte ihm vielleicht zeigen, wie schön eine tolle Partnerschaft und echte Liebe sein kann.
Ihr Kopf sagt nein, aber diese Verbindung zwischen ihr und Tom scheint eine besondere zu sein. So ein gutes und vertrautes Gefühl hatte sie schon lange nicht mehr. Lisa gibt ihrem Gefühl nach und trifft sie sich mit Tom. In den folgenden Wochen beginnen sie eine klassische Affäre.
Maria bemerkt eine Veränderung bei Tom, darauf angesprochen, blockt dieser ab und sagt, dass alles ok sei. Lisa hingegen wird langsam ungeduldig. Hatte Tom ihr doch versprochen sich zu trennen. Doch immer, wenn sie ihn darauf anspricht, hat er zig Argumente, warum er dies nicht tun kann. Einmal geht’s Marias Vater schlecht, dann hat sie Geburtstag, dann steht ein geplanter Urlaub vor der Tür und einmal hat ihr Kanarienvogel Schnupfen. Letzterer Punkt liest sich natürlich sehr amüsant, aber im Verlauf eines solchen Dreieckes werden die Gründe immer absurder.
Die Geschichte ist in einem Satz zu Ende erzählt. Tom trennt sich nicht von Maria, Lisa aber von Tom, da es ihr irgendwann zu viel bzw. zu wenig ist. Und Lisa steht nicht nur als die „Böse“ da, sondern ist auch tot traurig.
Welche Muster liegen hier verborgen? Tom ist unglücklich und vielleicht etwas gelangweilt in seiner Beziehung. Doch anstatt in die Kommunikation und eventuell Konfrontation mit Maria zu gehen, nimmt er den vermeintlich einfacheren Weg über eine Affäre. Lisa hingegen möchte Tom gerne aus dieser unglücklichen Beziehung mit ihrer Liebe retten. Vermutlich kennt sie etwas Ähnliches aus ihrer Kindheit, in der einer der beiden Elternteile nicht verfügbar war. Das was sie damals nicht geschafft hat, soll ihr jetzt endlich gelingen.
Da Maria eine Veränderung bemerkte, Tom aber abblockte, bleibt ihr nur es auszuhalten, immer wieder nachzubohren oder zu gehen.
Solche Beziehungskonstellationen stecken immer voller Leid und Schmerz für alle Beteiligten. Deshalb werde ich nicht müde es immer und immer wieder zu sagen: Keine Dreiecke!