May 06, 2020
Let your soul fly
Die Corontäne hat auf politischer, wirtschaftlicher, sozialer, aber auch auf persönlicher Ebene einige Herausforderungen im Gepäck.
Die gewohnten Treffen mit Freunden, die Tätigkeit in Vereinen, das Nachgehen von Hobbys liegen brach, ja sogar der Arbeitsweg fällt weg, da viele von Zuhause aus arbeiten müssen.
Das bedeutet, dass wir von einem Gut, über dessen Mangel wir uns gerne oft beschweren, viel mehr haben als üblich. Zeit. Zeit mit der wir so viel anzufangen wissen - zumindest in den Phasen, in denen wir scheinbar zu wenig davon haben. „Wenn ich mal richtig viel Zeit hätte, würde ich all meine Bücher lesen, den Keller ausmisten, die komplette Wohnung aufräumen, Sport machen, mich mit dem Thema gesunder Ernährung beschäftigen usw.“ Sie kennen das, ich kenne das.
An sich spielt uns die derzeitige Situation zumindest hinsichtlich der neugewonnenen Zeit in die Karten. Eigentlich. Denn egal mit wem ich mich austausche, die meisten machen nichts von dem, was sie sich vorgenommen hatten. Vielmehr beschäftigen wir uns damit, die aktuelle Situation tot zu analysieren, den minütlichen Corona-Ticker zu checken oder einfach damit, uns in unseren endlosen To-Do Listen zu verlieren, in denen wir akribisch festhalten, was wir nun alles während der Corontäne machen wollen. Ganz nebenbei bauen wir so noch einen enormen Druck auf uns selbst auf, denn, wenn wir eben schon mal Zeit haben, sollten wir diese doch auch produktiv nutzen. Unsere Liste ist ja schließlich lang.
Doch müssen wir uns und unsere Zeit denn wirklich immerzu optimieren, immer alles geben, fleißig sein, etwas erschaffen? Sind wir nur dann in Ordnung, wenn wir etwas tun?
Leider definieren wir uns heutzutage viel zu oft über unsere Leistungen, unseren Körper und das Aussehen oder über materielle Güter wie Häuser, Autos etc. Unser Selbstwert hängt von äußeren Faktoren ab, die, wie wir gerade merken, wegbrechen können und somit nicht beständig sind.
Ein Grund, warum es vielen derzeit nicht gut geht, ist, neben der gesundheitlichen, wirtschaftlichen oder sozialen Sorge, auch die Tatsache, dass wir uns nun nicht mehr im Außen ablenken können.
„If you can´t go outside, go inside.“ Klingt einfach, ist es aber nicht. Zumindest nicht, wenn wir unser Leben oder große Teile davon dahingehend ausgerichtet hatten. Zum einen werden wir auf Ängste, Sorgen, Probleme stoßen, die nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben, sondern in unserer Vergangenheit liegen. Zum anderen kostet der Schritt nach Innen jede Menge Mut und Überwindung. Da ist es doch viel einfacher, sich nach Außen zu orientieren. Wenn es denn ginge…
Ich denke, wir sollten diese Krise auch als Chance für eine Innenschau nutzen. Wir müssen uns ja nicht um 180 Grad drehen. Jedoch schadet es sicherlich nicht, wenn wir das ein oder andere Thema mal näher beleuchten, ganz alleine für uns.
Vielleicht gelingt es uns dadurch, etwas weicher zu uns selbst zu werden und uns nicht mehr so viel im Außen abzuverlangen, um uns wertvoll zu fühlen. Denn das Schöne ist ja: wir sind wertvoll, ganz ohne etwas dafür zu tun!
Dieses ‚neue, weichere Ich‘ können wir übrigens schon jetzt zum Einsatz bringen, bspw. beim Einkaufen, Spazieren gehen, Müll rausbringen. Ein Lächeln verschenken oder freundlich grüßen geht auch auf Distanz - garantiert ohne Ansteckung. Dafür mit viel Freude - für uns und die Anderen.
Als Unterstützung für die Innenschau empfehle ich den Kurs Spiritualität und naisgeiles Leben