Liebeskummer
Eines der unangenehmsten psychischen Ereignisse im Leben kennen wir alle: Liebeskummer. Für manche ist es einfach nur sehr unangenehm, andere können aber nicht mehr schlafen, essen oder arbeiten.
Was passiert da in unserem Gehirn?
Man kann sich das ganze auf der physiologischen Ebene anschauen: Dann ist Liebeskummer im Gehirnscan überraschend ähnlich zu einem Drogenentzug, bei dem Glücksbotenstoffe zwischen den Synapsen verschwinden und Stoffe, die zu obsessiven Nachdenken führen, leider dableiben.
Auf der psychologischen Ebene wiederum belasten negative Gedanken uns weiter. Das in uns angelegte Bindungssystem läuft auf Hochtouren und lässt uns denken wir hätten den einzig wertvollen Menschen verloren und finden nie wieder jemanden zum Lieben. Überraschenderweise (und das werden viele kennen) hängt die Stärke des Liebeskummers nicht unbedingt mit Qualität oder auch nur der Länge der Beziehung zusammen.
Eine große Rolle spielt, ob die Beziehung viele Hochs und Tiefs hatte bzw. eine on/off Beziehung war. Leider reagiert unser Gehirn dann mit viel mehr Botenstoffen bei dieser sogenannten intermittierenden Verstärkung, also wenn mal die Liebe ganz schmerzhaft erlebt wurde und plötzlich wieder alles gut war. Dies wird - oft fälschlicherweise - mit besonders viel Leidenschaft gleichgesetzt. Die Lösung aus einer sehr ausgeglichenen Verbindung ist meist viel ruhiger.
Außerdem spielt eine Rolle, welchen persönlichen Wert der Beziehung gegeben wird. Wenn man meint, das wäre der Traumpartner gewesen oder auch nur ganz viel romantische Phantasien oder „Luftschlösser“ entstanden sind, fällt der gefühlte Verlust viel extremer aus.
Meist denkt man bei Liebeskummer an den, der die Beziehung fortführen wollte. Aber auch der Trennende kann stark leiden, wenn die Trennung mehr aus Vernunftsgründen erfolgt.
Wie geht man am besten mit Liebeskummer um?
Erst mal ist es gut, ganz viel Geduld mit sich zu haben und natürlich auch gute Freunde hinzuzuziehen. Es ist auch völlig in Ordnung, noch mal ein paar Tage respektvoll zu versuchen, den Ex-Partner umzustimmen – insbesondere wenn der Trennungsgrund ein einzelner „Fehler“ war.
Aber wenn das nichts nützt, ist es tatsächlich am besten den Kontakt wenn eben möglich komplett einzustellen. Der Ex ist die „Droge“, und von der gilt es, sich zu „entlieben“. Dazu gehört wirklich jede Form von Kontakt. Keine Treffen, keine letzten Gespräche, kein Sex, aber auch keine Fotos durchstöbern, keine Anschauen von Social Media Accounts des Ex, keine Gespräche mit Freunden / Familie des Ex usw. Alles andere verlängert nur die Qualen und die Dauer des Liebeskummer. Außerdem sollte man alles was einen erinnert aus dem Sichtfeld entfernen.
All das bringt aber nicht viel, wenn man den ganzen Tag über die Ex-Beziehung nachdenkt. Hierfür hat sich folgende sehr einfache Übung bewährt: Bei jedem beginnenden Gedanken über den Ex stellt man sich eine Schere, Radiergummi oder ein rotes Kreuz wie bei einem Computerfenster vor, das diesen Gedanken quasi löscht. Konsequent angewandt (ggf. hunderte Male am Anfang) kann man sich tatsächlich trainieren, nicht mehr viel an den/die Ex zu denken.
Ich empfehle, Trostbeziehungen zum „Wunden verbinden“ unbedingt erstmal zu vermeiden. Oft ist Liebeskummer – richtig durchlebt – eine Chance zu persönlichem Wachstum und mehr Autonomie.
Gibt es eine zweite Chance?
Das fragen sich so viele Liebesleidende. Meistens gibt es kein Revival. Und selbst wenn, muss beim Anderen erstmal Vermissen reifen. Da auch dafür kein Kontakt der beste Nährboden ist, verpasst man sowieso mal gar nichts.
Ich empfehle, nach frühestens 60, besser 100 Tagen von Stille, die Situation mal neu zu bewerten und mit dann sicherlich deutlich reduzierten Liebeskummer zu überlegen, ob man selber überhaupt noch eine zweite Chance haben möchte.
Kann man sich vor Liebeskummer schützen?
Liebeskummer gehört einfach zum Leben dazu. Aber man kann sich trotzdem etwas schützen, indem man andere Lebensbereiche so gut wie möglich stärkt (Arbeit, Gesundheit, Freunde, Lebensziele). Dann bricht mit der Beziehung nur eine von vielen Säulen ein, aber man hat nicht alles auf diese eine Säule gebaut.
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