May 06, 2020
Leider lässt sich der Mangel an Selbstliebe jedoch nicht einer einzigen Personen-, Alters- oder Geschlechtergruppe zuschreiben, ganz im Gegenteil. Ich behaupte, dass mehr Menschen zu wenig davon haben als zu viel. Was das mit mir als Paartherapeuten zu tun hat?
Ich behaupte, dass eine gesunde Selbstliebe eine notwendige Bedingung für eine erfüllte Partnerschaft ist. Zum einen kann ich immer nur das geben, was ich selbst besitze. Wenn ich in mir keine Liebe spüre, kann ich diese auch keinem Dritten schenken. Zum anderen werde ich niemandem glauben, dass er mich liebt, wenn ich es selbst ja schon nicht tue.
Eine gesunde Portion an Selbstliebe geht zudem einher mit einer gewissen Ruhe, Leichtigkeit und Glückseligkeit. Wenn ich mir meiner selbst sicher bin, also einen hohen Selbstwert besitze, weiß ich was ich kann, aber eben auch, was ich nicht kann. Und das ist unheimlich wichtig für ein entspanntes Leben. Denn ich mache meinen Wert nicht von meinen Stärken und vor allem Schwächen abhängig, nein, ich bin so wie ich bin gut genug. Dadurch muss ich wiederum niemandem ständig beweisen wie gut bzw. wertvoll ich bin. Denn alles gehört eben zu mir. Das macht das Leben deutlich ruhiger und leichter. Und es macht es glücklicher: „Glück ist, wenn du mit dir selbst zufrieden bist und dafür nicht die Bestätigung anderer brauchst.“
Ein weiterer Punkt ist, dass wir ohne Selbstliebe von unserem Partner erwarten, dass er uns das gibt, was wir selbst nicht haben. In meinen Modulen nenne ich das die leeren, inneren Eimer. Diese können lediglich in der Kindheit von jemand anderem, meist den Eltern, gefüllt werden. Geschieht dies nicht, bleiben sie leer. Zumindest solange bis – und das ist das Entscheidende– wir sie selbst füllen! Da das nur die wenigsten wissen, warten wir ein ganzes Leben lang darauf, dass ein Partner, ein Freund, die Familie etc. diese Eimer füllen und machen uns somit emotional von Dritten abhängig. Wir werfen dem Gegenüber dann vor, uns nicht genügend zu lieben, weil würde er es tun, dann würde er XY nicht machen. Das führt zwangsläufig zu Konflikten, Streit und emotionaler Abhängigkeit.
Ein wichtiger Schlüssel für eine funktionierende, aufrichtige Beziehung ist die Kenntnis darüber, dass niemandeinen anderen Menschen dauerhaft glücklich machen kann. Jeder kann immer nur sich selbst glücklich machen. Das bedeutet natürlich auch, dass wir wieder die eigene Verantwortung für unser Glück übernehmen müssen, auch wenn dies anstrengender ist. Aber genau darum geht es bei einem Leben in Selbstliebe: im Einklang mit sich und seinen Bedürfnissen zu leben. Und das wiederum ist die beste Basis für eine Beziehung. Also für eine echte, die weit über social media hinausreicht.