Jan 28, 2021
Kürzlich hatte eine Bekannte von mir Geburtstag. Geburtstag im Lockdown, der Krisenzeit. Für die meisten ihrer Freunde ein Grund, ihr „Alles Gute und einen schönen Tag trotz der derzeitigen Umstände“ zu wünschen.
Meine Bekannte hatte sich darüber jedoch gar keine Gedanken gemacht. Sie hat sich wie schon die Jahre zuvor auf ihren Geburtstag gefreut, auch wenn sie den Tag anders planen musste als üblich.
Laut eigenen Angaben hatte sie einen wundervollen, erfüllenden Geburtstag, hat sich über die unzähligen Glückwünsche, den Schnee, ihren arbeitsfreien Tag, den selbstgebackenen Kuchen und das Glas Sekt am Abend gefreut. Sie hatte alles in allem also einen wundervollen Tag – trotz der Umstände.
Nun stellt sich die Frage, ob der Tag genau so schön gewesen wäre, hätte sie ihn mit den vorherigen Geburtstagen, an denen sie eine große Feier mit vielen Freunden ausrichtete, vergleichen.
Die Antwort ist mit großer Wahrscheinlichkeit nein. Schon der dänische Philosoph Søren Kierkegaard wusste: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Oft wird darüber gesprochen, dass wir unser Glück selbst in der Hand haben. Die Formulierung klingt toll, aber leider auch abstrakt. Recht praktikabel hingegen ist es, das Vergleichen zu unterlassen oder es zumindest zu versuchen – den Vergleich mit Früher, mit anderen Menschen, Ländern oder Paaren.
Ersterer und letzterer sind übrigens bei mindestens der Hälfte meiner Paare in meiner Praxis ganz zentral.
Wenn mir einer der Partner von den derzeitigen Problemen erzählt, wird im Nebensatz direkt der Vergleich zu früher und anderen Paaren gezogen.
„Unsere Kommunikation ist auf ein Minimum reduziert – früher war das ganz anders.“ „Unser Sexleben ist kaum noch vorhanden – bei Melanie und Peter herrscht keine Flaute im Bett, obwohl sie länger zusammen sind als wir.“
Vergleiche zu ziehen ist ein Stück weit normal, doch tun wir uns zu oft, ist es ein sicherer Weg zur Unzufriedenheit. Ein Vergleich impliziert, dass es früher besser war, dass Andere glücklicher sind, dass unser Leben weniger schön ist. Doch zum einen heißt anders nicht automatisch besser. Und zum anderen birgt der ständige Vergleich auch eine Gefahr. Nämlich die, dass wir glauben, nichts daran ändern zu können. Andere sind besser, schneller, reicher, unser Leben war früher leichter, bunter, lustiger… Mag sein, aber das heißt nicht, dass es nicht mehr so werden kann. Wenn wir es denn wirklich wollen. Und das ist die entscheidende Frage! Denn mit unserem Leben ändern sich auch die Begleitumstände und unsere Werte.
War uns früher bspw. Geld enorm wichtig, streben wir jetzt eher nach Erfüllung. Da wir diese meist in nicht materiellen Dingen finden, haben wir heutzutage vielleicht etwas weniger Geld, dafür aber mehr Zeit für unsere Familie, ein geliebtes Hobby oder die Umsetzung unserer Träume.
Die negative Schwingung, die meist mit einem Vergleich einhergeht, richtet unseren Fokus auf das aus, was vermeintlich schlechter ist und verhindert so, dass wir das fokussieren, was wir wollen, was wir brauchen.
Natürlich ist es leichter zu sagen, dass dies oder jenes besser war. Doch glücklich macht uns das nicht. Wollen wir dies sein, müssen wir die Initiative ergreifen. Welche Ziele habe ich/haben wir? Wie erreiche/n ich/wir diese? Was ist mir/uns wichtig im Leben? All diese Fragen wollen ehrlich beantwortet werden. Denn damit schaffen wir die beste Basis für ein glückliches Leben.